Bericht der OP über den Freimaurerischen Jahresempfang 2021

Offenbach – Zum Jahresempfang hatte der „Freimaurerische Wohltätigkeitsverein Carl und Charlotte zur Treue“ unter 2-G-Regel eingeladen. Weil bei den Freimaurern an der Domstraße gerade die Handwerker zugange sind, nahm man das Angebot der Wildbachschule an und nutzte deren Räume auf dem Hainbachtal-Gelände der AWO.

Gleich zu Beginn spielte das Jazzquartett „Irre Typen“ mit dem musikalischen Leiter Jürgen Weiss am Keyboard, den Perkussionisten Farid Faust und Andreas Welzenheimer sowie Uwe Schneider an der Mundharmonika. Bis auf Weiss setzt sich die Band aus Musikern mit geistiger Behinderung zusammen. Nach anderthalb Jahren Spielpause vor Publikum springt die Stimmung mit den ersten Takten aufs Publikum über.

Im Juli wählten die Freimaurer Alexander Knöß zum „Meister vom Stuhl“, zum Vorsitzenden der Offenbacher „Johannis­ Freimaurerloge Carl und Charlotte zur Treue“. Knöß zündet zur Begrüßung drei Kerzen an, die für die Freimaurer-Säulen „Weisheit, Stärke und Schönheit“ stehen. Die Sentenz, die er für die zweite Säule formuliert, klingt angesichts der Klimadebatte brandaktuell, wenn der Mensch nicht die Stärke findet, sich Grenzen zu setzen, werden ihm die Grenzen gesetzt“.

Richard Gunkel, der Vorsitzende des Freimaurerischen Wohltätigkeitsvereins, referiert über das Prinzip der Wohltätigkeit, die dazu beitrage, „die Gesellschaft zu harmonisieren“. Gunkel blickt in die Historie seines Vereins, „in den 1920er Jahren kauften wir Grundstücke, damit Arbeiter ihre eigenen Häuser bauen konnten“. Davon zeuge noch die Eigenheimstraße, weiß der sozialdemokratische Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber. „Die Offenbacher Freimaurer begannen 1813 als erstes mit Sozialarbeit.“

Frank Hofmann, einer der beiden Geschäftsführer des AWO­Kreisverbands Offenbach, erzählt von der Wildbachschule, vom inklusiven Konzept, zu dem es gehöre, „dass die Kinder ab der ersten Klasse Gebärdensprache lernen“. Die durchdachte Architektur des Schulgebäudes vermute der ahnungslose Betrachter eher in Skandinavien als hierzulande. Vor zwei Jahren förderten die Freimaurer Bibliothek und Musikraum. Dieses Jahr steht das „Grüne Klassenzimmer“ der Schule in der Gunst. Außerdem bedenkt der Verein die Arbeit des Kulturamts, der Hausaufgabenbetreuung Schüler-Power des Freundschaftsvereins Türkei, die Ökumenische Initiative Essen und Wärme und die Bürgerstiftung.

Dort sitzt Elisabeth Fritz im Vorstand. Die frühere Präsidentin des Offenbacher Amtsgerichts spricht auf Einladung der Freimaurer über Mediation. Als Beispiel nennt die Juristin den Streit um ein frei werdendes Büro. In so einem Konflikt zu gewinnen, haftet meist der Charakter eines Pyrrhussiegs an: „Wenn sich einer durchsetzt, ist die Beziehung dauerhaft gestört.“ Der Mediator eruiert, ob die Kollegen vielleicht Gründe jenseits von Prestigegedanken treiben. „Der eine leidet vielleicht unter Winterdepression und will das hellere Tageslicht, den anderen stören die Gespräche am Kaffeeautomaten vor seiner Türe.“ Eine mögliche Lösung wäre, „den Kaffeeautomaten anderswo aufzustellen“.